In der langen Tradition der Bilder stellen Visualisierungen von Daten nur einen kleinen Teil dar. Das liegt zum einen an dem erst in der Moderne entstehendem Interesse an umfangreichen Datensammlungen und zum anderen an dem sehr begrenzten Interesse des Massenpublikums an diesen Bildern. Insofern entsteht erst seit rund 30 Jahren ein vertieftes Interesse an Datenvisualisierungen. Wer die Daten versteht, so wird als Motiv des Publikums vermutet, (er-)kennt zugleich die Mechanismen der Welt und kann sie ggf. verwenden. Dashboard des Aktienfonds, interaktive Deutschlandkarten mit RKI-Angaben zu den Neuinfektionen in der Heimatstadt oder die Entwicklungsgrafiken zu späteren Renten sind typische und beliebte Formate. Autoren wie bspw. Edward Tufte oder Harry Robin haben bereits mit einer Systematisierung dieser Darstellungsformen begonnen, bleiben jedoch einer vorwiegend visuell-ordnenden Ebene der Kategorisierung verbunden. Offen bleibt damit vor allem, woher diese spezifischen Bilder und ihre Gestaltung kommen. Aus welcher (Bild- und Erzähl-)Tradition stammen sie, mit welchen Motiven sind sie besetzt sind und welche bildgestalterischen Faktoren verwenden sie? Der Vortrag fokussiert auf die wesentlichen Entwicklungslinien von Datenvisualisierungen und macht einen Neuvorschlag für ein Kategoriensystem.

Martin Scholz, geb. 1963, Fotografenausbildung in Düsseldorf, Studium Kommunikationsdesign an der BUGH Wuppertal. Promotion in Wuppertal zum Thema ‚Technologische Bilder. Aspekte visuelle Argumentation’, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, künstlerischer Assistent an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Lehraufträge im Bereich Designwissenschaften und Medientheorie u.a. Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Hildesheim und Münster. Vertretungsprofessuren in Mainz und Münster, seit 2013 Professor für Kommunikation & Projektmanagement an der Hochschule Hannover, war von 2015 bis 2020 Dekan der Fakultät III. Forschungsthemen: Medientheorie, Filmtheorie, Bildwissenschaften.